Bromo Without Tour
Unsere Begegnung mit der Bromo Mafia
Unsere Erfahrung am Bromo
Als WIR VON DER BROMO MAFIA VERFOLGT WURDEN
Angst, Verunsicherung, Steine im Magen – und das alles nur, weil wir Indonesiens aktiven Vulkan sehen wollten. Der Bromo ist eines DER Ausflugsziele auf der Insel Java, das jährlich von tausenden Touristen besucht wird.
Wollt ihr wissen was uns passiert ist?! Na gut, ich erzähle euch unsere Geschichte mal von Anfang an:
Ankunft in Probolinggo
Von den nächstgelegenen Großstädten Malang und Probolinggo aus werden zahlreiche Jeeptouren zum Bromo angeboten. Da diese allerdings recht teuer sind und wir den Vulkan lieber auf eigene Faust erkunden wollten, haben wir uns dafür entschieden, von Probolinggo aus mit einem der öffentlichen Minibusse zum Bromo zu fahren.
Von unseren Recherchen auf diversen Reiseblogs wussten wir bereits, dass diese Stadt bekannt für Scams rund um den Vulkan ist. Wir waren demnach mental schon darauf vorbereitet, jegliche Tourangebote zum Bromo abzuwehren.
Als wir mit dem Zug in Probolinggo angekommen sind, wurden unsere schlimmsten Erwartungen direkt übertroffen. Um nicht von Taxifahrern übers Ohr gehauen zu werden, haben wir uns ein Grab gebucht. Eine App, über die man günstige und seriöse Fahrten in Indonesien buchen kann (quasi das südostasiatische Uber). Doch schon die erste Begegnung mit unserem Fahrer war dubios: Als er am Bahnhof ankam, ist er direkt ausgestiegen, um andere Touristen anzuquatschen, statt uns zu unserem Hostel zu fahren. Als wir dann endlich losfahren konnten, wurde es nicht besser: Statt auf die Straße zu schauen, tippte er nur wild in seiner Übersetzungs-App auf dem Handy herum, um uns eine Fahrt mit ihm zum Bromo anzudrehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und erfolgreichem Abwehren seiner Angebote sind wir in unserem Hostel angekommen. Darauf hatten wir uns richtig gefreut, da es im Internet super gut bewertet war. Zur Krönung des Tages sah das Hostel jedoch ganz und gar nicht so aus wie auf den Fotos und war komplett heruntergekommen! In dem Moment hätte es nicht schlimmer sein können und unsere Stimmung war direkt im Keller.
Na gut, da es schon spät war und wir nicht noch mal in dieser seltsamen Stadt herumfahren wollten, haben wir die Zähne zusammengebissen und die Nacht trotzdem ausgehalten. Am nächsten Vormittag wollten wir sowieso direkt weiterfahren. Wir hatten extra direkt am Bromo ein Homestay gebucht, das uns mehrere Reisende wärmstens empfohlen hatten.
Da wir möglichst wenig Geld für unseren Ausflug zum Bromo ausgeben wollten, war der Plan wie folgt: Wir wollten von unserem Homestay aus direkt nachmittags zum Krater stiefeln, da wir gelesen hatten, dass nachmittags die Tickets zum Bromo nicht mehr kontrolliert werden. So hätten wir uns 15 € pro Person sparen können, da wir kein Eintrittsticket zum Nationalpark bezahlen müssten. In der darauffolgenden Nacht wollten wir dann zu einem der Secret Viewpoints wandern, von dem aus man den Vulkan bei Sonnenaufgang sehen kann (auch kostenlos laut diverser Blogs und anderen Reisenden).
Anreise zum Bromo
Nun gut, so der Plan. Wir sind also nach einer miserablen Nacht in Probolinggo aufgestanden und sind mit unseren Backpacks zur Bushaltestelle gelaufen, um einen Minibus für 50.000 IDR / 3 € pro Person zu nehmen. Den Preis und die Information haben wir von anderen Reisenden bekommen, die wir in einem Ort zuvor kennengelernt hatten.
Als wir dann an der Bushaltestelle standen, waren wir komischerweise die einzigen Touristen. Wir dachten, der Bromo wäre DAS Ausflugsziel, aber scheinbar waren wir die einzigen Menschen, die sich den Vulkan anschauen wollten. Naja, als die Busfahrer dann jedoch mehr als das Doppelte von uns verlangten, da sich die Fahrt nur mit uns dreien finanziell sonst nicht lohnen würde, warteten wir erst mal ab. Wir dachten, in ein paar Minuten würden bestimmt noch andere Touristen vorbeikommen.
Als nach einer halben Stunde immer noch weit und breit keine anderen Touristen zu sehen waren, schauten wir uns bei den Apps Grab und Gojek nach Fahrten zum Bromo um. Zu unserer Überraschung wurden hier die Fahrten viiiel günstiger angeboten, weswegen wir natürlich direkt zuschlagen wollten. Die Zusage auf eine Fahrt dauerte nicht lange, doch leider sagte unser Fahrer dann genauso schnell wieder ab. Als wir es erneut versuchten, sagte der nächste Fahrer seltsamerweise ebenfalls ab. Beide begründeten dies damit, dass sie uns an dieser Stelle nicht einsammeln könnten. Da wir immer noch direkt an der Haltestelle für die Minibusse standen, fanden wir das relativ logisch. Wir dachten, dass hier vielleicht eine Art verbotene Zone für andere Taxifahrer ist, um nicht in Konkurrenz zu geraten. Also haben wir unsere Backpacks geschnappt und sind ein paar Meter weiter außer Sichtweite der Busfahrer gelaufen, um dort wieder unser Glück zu versuchen. Wieder passierte das Gleiche, und egal wie viele Fahrer uns zusagten, alle lehnten mit selbigem Grund ein paar Sekunden später wieder ab.
Nachdem wir vollkommen erschöpft und nass geschwitzt 2 Stunden lang durch diverse Straßen der Stadt gelaufen sind, haben wir endlich einen Fahrer per App gefunden, der uns mitnehmen wollte. Als dieser angekommen war, haben wir überglücklich sofort unser Gepäck ins Auto geladen.
Und dann passierte das, womit keiner von uns gerechnet hätte! Als wir uns gerade ins Auto setzen wollten, sprangen plötzlich 2 Kerle um die Ecke und griffen unseren Fahrer an! Stießen ihn gegen das Auto, warfen seine Autoschlüssel so heftig auf den Boden, dass sie zerbrachen, schrien lauthals rum. Komplett perplex und geschockt standen wir nur herum, bis wir schließlich wie in Zeitlupe und voller Angst unsere Rucksäcke wieder aus dem Auto hievten. Einer der Männer erklärte uns dann, wir könnten hier nicht per Grab zum Bromo und dürften das Taxi nicht nehmen.
Da wir gerade überhaupt nicht verstanden, was gerade passiert war, sind wir wie in Trance zunächst zur Minibus-Haltestelle zurückgelaufen. Im ersten Moment haben wir uns nur gewundert, dass wir nach 2 Stunden immer noch die einzigen Touristen in diesem Ort zu scheinen waren. Doch als wir die Busfahrer wieder sahen, fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Genau das waren die Männer, die vor ein paar Minuten unseren Grab Driver angegriffen hatten! Unsere zweite Erkenntnis: Sie mussten uns die gesamten 2 Stunden lang durch diverse Straßen verfolgt haben, nur um uns die Fahrt mit dem Grab zu verwehren!
Um einen klaren Kopf zu bekommen, haben wir beschlossen, erst mal zurück in unsere Unterkunft zu gehen. In dem Moment wollten wir nur noch weg und brauchten eine Art „Safe Zone“. Wir hatten gerade unsere erste Situation auf unser bis dato 6 monatigen Weltreise erlebt, in der wir uns unsicher fühlten. Und das gerade in Asien, wo die Menschen eigentlich lieber einmal zu viel als zu wenig lächeln und normalerweise NIE laut werden. Diese Gewalt mit anzusehen und das Gefühl, nichts dagegen tun zu können, war beängstigend. Mit DIESEN Leuten wollten wir nun auf gar keinen Fall zum Bromo fahren. Als sei das alles noch nicht genug, kam zur Krönung auf dem Weg ins Hostel dann plötzlich noch ein anderer Busfahrer auf dem Moped hinter uns hergefahren. Auch dieser wollte uns vehement eine Fahrt zum Bromo verkaufen – ohne jegliche Rücksicht, quasi blind und nur mit dem Gedanken ans Geld, hätte er mich fast noch umgefahren. Als es dann nur noch aus uns heraus platzte und wir ihm lauthals schreiend verklickerten, dass wir heute definitiv nicht mehr zum Bromo gehen, sondern nur noch ins Hostel, konnten wir ihn dann endlich abwehren.
Angekommen im Hostel saßen wir die nächsten 2 Stunden herum, während wir völlig paranoid aus den Fenstern schauten. Während wir so herum saßen haben wir ernsthaft überlegt, die Tour zum Bromo abzubrechen. Wir haben uns vorgestellt, wie schön es jetzt wäre, mit dem nächsten Zug und der Fähre nach Bali zu fahren, um uns einfach wieder in unserer Komfortzone einzuigeln.
Der Gedanke daran, diesen Busfahrern Geld zu geben, um zum Bromo zu kommen und dadurch ihre Methoden zu unterstützen, war unvorstellbar. Genauso unvorstellbar war es aber auch, sich einfach von dieser Truppe einschüchtern zu lassen und die ganze Fahrt nach Probolinggo umsonst auf uns genommen zu haben. Als wir uns irgendwann sowohl mental als auch körperlich wieder bereit fühlten, haben wir uns wieder auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht. Den Weg mit dem Grab zum Bromo erneut zu versuchen, haben wir uns nicht mehr getraut. Mit der “Mafia” zu fahren, erschien uns also die einzige Chance. So ließen wir uns für 120.00 IDR / 6 € pro Person mit dem Minibus zum Bromo fahren.
Ankunft am Bromo
Als wir kurz vor dem Bromo angekommen sind, stellten wir fest, dass wir auf dem falschen Weg sind. Als wir gerade fragen wollten, ob der Fahrer sich verfahren hatte, kam auch schon das erste Dorf, wo man einen Eintritt von umgerechnet knapp 2 € pro Person von uns verlangte. Da realisierten wir, dass unser lieber Busfahrer uns wohl bewusst über genau die Wege bringen wollte, an denen Tickets verkauft werden. Da wir online gelesen hatten, dass wir auf keinen Fall den Eintritt ins Dorf bezahlen sollten, wehrten wir uns vehement. Nachdem sie uns die Einfahrt verweigern wollten, bezahlten wir schließlich, da es sich ja sowieso nur um 2 € pro Person handelte.
Als wir dann am Gate des Bromo Nationalparks angekommen waren, standen dort natürlich, wie hätte es anders sein sollen, wieder die berühmten Ticketverkäufer, die pro Person ein Ticket von ca. 15 € pro Person von uns verlangten – das wurde uns dann doch etwas zu bunt. Wir hatten ja extra ein bestimmtes Homestay gebucht, von dem uns andere Reisende versichert hatten, dass diese ganz einfach, ohne Probleme zum Bromo gekommen wären und absolut keinen Eintritt hätten bezahlen müssen. Alle Reisenden, die wir getroffen hatten, meinten, dass das Homestay wohl eine Art Kooperation mit den Ticketverkäufern hätte – das hat man uns Low Budget Reisenden natürlich nicht zweimal sagen müssen.
Nachdem wir den Ticketverkäufern tausend mal komplett selbstbewusst verklickern wollten, dass wir in diesem einen bestimmten Homestay schlafen und wir wüssten, dass wir deswegen wohl keinen Eintritt bezahlen müssten, wollten sie uns immer noch nicht ohne Ticket reinlassen.
Völlig verzweifelt setzten wir uns erstmal in ein kleines Warung in der Nähe und riefen unseren Host an. Dieser meinte, er könne nichts tun und könne uns auch nicht abholen (obwohl das Homestay nur 5 Minuten zu Fuß entfernt war). Als wir dann noch einmal explizit nach einem anderen Weg per WhatsApp nachfragen, teilte er uns mit, dass es zwar einen anderen Weg gebe, wir aber bezahlen müssten, wenn wir schon beim Gate gewesen wären. Auf die Frage “Warum” das so sei, schrieb er lediglich: “They will follow you”.
Mit diesem Satz hatten wir nicht gerechnet! Vollkommen geschockt bin ich fast in Tränen ausgebrochen. Ohne zu zögern entschieden wir direkt, dass wir das Geld zahlen werden! Von der Bromo-Mafia mitten in der Nacht verfolgt zu werden, war uns dann doch noch eine Spur zu heftig.
Fazit und meine Gedanken
Dass unser Ausflug zum Bromo doch nicht ganz so günstig wie gedacht verlaufen ist und unser durchschnittliches Tagesbudget von 20 € komplett gesprengt hat, haben wir schnell verdaut. Am nächsten Tag konnten wir nur noch darüber lachen, dass wir wegen ein bisschen Geld fast in Tränen ausgebrochen sind. Geld ist eben nicht alles und die knapp 30 € pro Person haben sich mehr als gelohnt.
Was viel schockierender war, sind die skrupellosen Methoden und die Gewalt, mit denen das Geld eingefordert wurde. Dass wir erst über zwei Stunden lang in Probolinggo von Busfahrern verfolgt wurden und dann noch die Warnung bekommen haben, das gleiche könne uns beim Bromo passieren, falls wir nicht bezahlen, fanden wir einfach nur beängstigend. Unserer Meinung nach sind einige Menschen rund um den Bromo herum mafiös untereinander vernetzt. Nach unserer Erfahrung haben wir noch weiter recherchiert und im Internet sind unzählige Geschichten derart zu finden.
Im Nachhinein sind wir dennoch froh, dass wir den Ausflug auf diese Art und Weise erlebt haben. So haben wir einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen bekommen. In 10 Jahren werden wir wohl immer noch davon erzählen, wie uns die Bromo-Mafia verfolgt hat. Und genau das macht das Reisen ja auch aus – es sind nicht nur die Orte, die man besucht, sondern die Geschichten und die Abenteuer, die man damit verbindet.
Unser Ausflug zum Bromo war nicht nur deutlich teurer, sondern auch abenteuerlicher als gedacht. Ob sich der ganze Stress gelohnt hat?! Aber Hallo! Der Bromo war definitiv eines unserer absoluten Highlights. Man steht schließlich nicht alle Tage direkt am Krater eines brodelnden Vulkans und fühlt sich wie in einem Land vor unserer Zeit.
Damit ihr wenigstens aus unseren Erfahrungen profitieren könnt, habe ich zusätzlich zu unserer Geschichte einen Guide auf dem Blog von Indojunkie geschrieben. In diesem erkläre ich Step by Step, wie ihr auf eigene Faust zum Vulkan kommt, ohne euch mit der Bromo-Mafia anlegen zu müssen!
Ich würde den Vulkan jederzeit wieder auf eigene Faust bereisen, da man sich so viel Zeit lassen kann, wie man möchte, dem Massentourismus entgehen kann und einfach mehr Abenteuer erlebt.
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